Alkoholfreie Weine – Die neue Zukunft?

Wein zählt zu den beliebtesten alkoholischen Getränken der deutschen Verbraucher. Gleichzeitig wächst das Interesse an alkoholfreien Alternativen stetig. Das zeigt sich am Weinabsatz. Erfahren Sie hier, warum Alkoholfreier Wein auf dem Vormarsch ist.

Nach Bier ist Wein das zweitbeliebteste alkoholische Getränk unter deutschen Verbrauchern. Während der Pro-Kopf-Konsum von Bier tendenziell zurückgeht, bleiben die Segmente Spirituosen, Wein und Schaumwein in den vergangenen Jahren weitgehend stabil. Neben deutschen Weinen sind Importe aus Italien, Spanien und Frankreich besonders gefragt.

In den letzten Jahren bewegte sich der Weinkonsum in Deutschland auf einem konstanten Niveau. Durchschnittlich trinkt jeder Deutsche etwa 19 Liter Wein pro Jahr. Der Konsum von Schaumwein – darunter Sekt und Champagner – lag 2023 bei rund 3,2 Litern pro Kopf. Im Weinwirtschaftsjahr 2024 verzeichnete Deutschland jedoch erneut einen Rückgang beim Weinkonsum. Verantwortlich für diesen Rückgang sind insbesondere der demografische Wandel und veränderte Konsumgewohnheiten. Laut Deutschem Weininstitut (DWI) sank der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch im Vergleich zum Vorjahr von 19,9 auf 19,2 Liter. Betrachtet man ausschließlich Personen über 16 Jahre, die gesetzlich Wein trinken dürfen, fiel der Konsum von 23,6 auf 22,5 Liter. Besonders die Generationen Y (Millenials) und Z pflegen ein bewussteres Trinkverhalten. Sie konsumieren keinen Alkohol mehr oder bevorzugen aktiv alkoholfreie oder alkoholarme Alternativen.

Trotz der gesellschaftlichen Akzeptanz hat der Alkoholkonsum auch negative Folgen. Laut Deutscher Hauptstelle für Suchtfragen wiesen 2018 rund drei Millionen Deutsche eine alkoholbezogene Störung auf. 2019 wurden etwa 200.000 Straftaten unter Alkoholeinfluss registriert. Zudem verursachen alkoholbedingte Krankheiten und Todesfälle erhebliche Kosten für das Gesundheitssystem und den Bundeshaushalt – 2020 wurden diese auf rund 57 Milliarden Euro geschätzt. Der weit verbreitete Alkoholkonsum stellt weltweit ein ernstzunehmendes Gesundheitsproblem dar. Deshalb wächst das gesellschaftliche, mediale und politische Interesse an Maßnahmen zur Reduzierung des Konsums. In Westeuropa konzentrieren sich diese Bemühungen vor allem auf Kampagnen gegen Alkohol am Steuer sowie Präventionsprogramme in Schulen.

Verstärkt empfiehlt die WHO den Alkoholkonsum zu verringern. Das WHO-Rahmenkonzept „GESUNDHEIT21“ verfolgt mit 21 Zielsetzungen die Förderung gesunder Lebensweisen. In Zusammenarbeit mit der Politik werden zukünftig auf begrenzte Verfügbarkeiten von Alkohol und Werbung als auch ein generelles Werbeverbote für alkoholische Produkte gesetzt. Verstärkt in die Kommunikation von Politik, Medien und Gemeinnützlichen Vereinen treten das Sensibilisieren für den Umgang mit Alkohol und alkoholfreie Lebensweisen.

Der Trend geht hin zu den alkoholfreien Alternativen. Laut US-Marktforschern von Grand View Research wächst der weltweite Umsatz alkoholfreier Weine und Schaumweine jährlich um fast acht Prozent – in Deutschland sogar noch stärker. Das Deutsche Weininstitut meldete für 2023 ein Umsatzwachstum von 56 Prozent in diesem Segment. Der Marktanteil der alkoholfreien Weine liegt dabei bei etwa einem Prozent und bei Schaumweinen bei ca. 5 Prozent.

Ein häufig genannter Kritikpunkt an alkoholfreiem Wein ist der Geschmack. Während alkoholfreies Bier aufgrund jahrzehntelanger Forschung bereits ausgereift ist, steht die Entwicklung von alkoholfreiem Wein noch am Anfang. Die größte Herausforderung besteht darin, dass der Entzug des Alkohols das Aroma stark verändert und den Geschmack abflachen lässt. Winzer haben erkannt, dass die alkoholfreie Variante umso geschmackshaltiger wird, desto qualitätvoller die Ausgangsweine sind. Um möglichst viel von dem herkömmlichen Geschmack zu erhalten, werden komplexe Verfahren mit den erforderlichen teuren Maschinen angewendet.

Es kommen drei verschiedene Entalkoholisierungs-Methoden zum Einsatz. Die Vakuumverdampfung ist heutzutage die gängigste Methode zur Herstellung alkoholfreier Weine. Dabei wird in einem Tank ein Vakuum erzeugt und der Wein auf eine Temperatur zwischen 30 und 35 Grad Celsius erhitzt. Da Alkohol unter Vakuumbedingungen bereits bei diesen niedrigen Temperaturen verdampft, bleibt ein Großteil der Aromen erhalten, weshalb dieses Verfahren als besonders schonend gilt. Eine Weiterentwicklung stellt die Spinning-Cone-Technologie dar, die nach einem ähnlichen Prinzip arbeitet, jedoch mit noch niedrigeren Temperaturen. Dadurch bleiben noch mehr Aromen im Wein erhalten. Etwas in die Jahre gekommen, aber weiterhin in Gebrauch, ist die Umkehrosmose. Dieses aufwendige Verfahren trennt den Alkohol vom Wein und ist entsprechend kostspielig. Insgesamt ist die Entalkoholisierung sehr energieintensiv und bis dato nicht umweltfreundlich. Zusätzlich gerät durch den Entzug des Alkohols einiges an Flüssigkeit verloren. Folglich schlägt sich das auf die Preise für die Endverbraucher nieder. Alkoholfreie Weine sind kaum unter 10 Euro zu erwerben.

Aufgrund des veränderten Konsumentenverhaltens vor allem bei den jüngeren Generationen wird sich der Trend zu weniger Weinkonsum im Leben halten. Der Marktanteil alkoholfreier Weine wird zukünftig steigen. Die Nachfrage nach alkoholfreien Weinvarianten wächst kontinuierlich. Gleichzeitig investieren Hersteller verstärkt in optimierte Produktionsverfahren und Verfeinern ihre Technologien, um den Geschmack positiv weiterzuentwickeln.